Die Partei des Lächelns

«Pack die Probleme an mit einem Lächeln auf den Lippen» ist das Motto von Philipp Müller, dem neuen Präsidenten der FDP Schweiz. Wie er sich das mit dem Weglächeln von Problemen konkret vorstellt, führt Nationalrat Müller in einem Interview mit der Aargauer Zeitung aus. Fehlende Emotionen seien es, die der FDP den Weg zurück zu Wahlerfolgen versperren würden. Darum soll es bei den Freisinnigen künftig viel emotionaler und durchaus auch ein bisschen rustikaler zu- und hergehen. Wählerinnen und Wähler werden die Verdienste, die sich die FDP als Gute-Laune- und Spasspartei künftig erarbeiten will, honorieren. Davon ist Parteipräsident Müller überzeugt.

Müller ist ein Macher. Darum wurde nicht lange gefackelt. Ein erster Auftrag ging an seine Luzerner Nationalratskollegen: Eine Geissel organisieren. Den Umgang mit der Peitsche will Müller während der Sommersession auf dem Bundesplatz öffentlich üben. Nicht mit dem Ziel allerdings, abtrünnige Exponenten von Partei und Fraktion zur Räson zu bringen sondern um am nächsten Chlausjagen in Küssnacht am Rigi («Tamtamtam, taataataataatam… ein Wahnsinnsfest!») teilzunehmen und dort eine gute Figur abzugeben.

Auch zu programmatischen Fragen hat der neue FDP-Chef offenbar ein entspannt-lockeres Verhältnis. Lange Zeit war es ein Markenzeichen insbesondere bürgerlicher und liberaler Politik, dass Positionen und Entscheidgrundlagen unter Mitwirkung vieler engagierter Parteimitglieder in Gesprächen, Hearings und Sitzungen sorgsam erarbeitet wurden, um dann in Positionspapiere und Vorstösse einzufliessen. In der Müller-FDP gibts auch dazu eine hemdsärmlige Alternative: «Ein anderes Beispiel: Nächstes Jahr ist Eidgenössisches Schwingfest. Und unser Luzerner Nationalrat Albert Vitali organisiert dieses Fest mit. Ich sagte ihm: Albert, du bist jetzt unser Kulturbeauftragter. Du organisierst, dass wir auf der Tribüne Plätze haben, damit wir mit dem FDP-Shirt die Schwinger anfeuern können.» Gespannt darf man sein, mit welchen weiteren Beiträgen die FDP und ihr Kulturbeauftragte Vitali (Hobbies: Jodeln, Schwingen, Kaninchenzucht, Skifahren, Wandern) künftig Zeichen setzen werden in der Schweizer Kulturpolitik.

«Nicht wegen billiger PR, sondern weil es uns Spass macht» will Philipp Müller geisselklöpfen und Schwinger anfeuern, und rechnet fest damit, dass seine gelebte Begeisterungsfähigkeit auf die Partei überspringt. Hut ab vor seinem Engagement, aber ob sich damit wirklich eine Trendwende herbeiführen lässt? Philipp Müller muss dazu Sorge tragen, dass sich seine Partei des Lächelns nicht unversehends der Lächerlichkeit preisgibt.